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Il medico di famiglia - Der Hausarzt (Ein Kapitel aus "Das echte Italien")

In diesem Kapitel lernen Sie die folgenden italienischen Wörter kennen: medico di famiglia, cervicale, buonasera, mi dica, fesserie.

Mein Hausarzt und ich, wir kennen uns nach zehn Jahren in- und auswendig. Unsere immer häufiger werdenden Treffen (das fortschreitende Alter geht mit Mängel einher) ähneln zunehmend komischen Sketchen. Wir sind perfekt aufeinander eingespielt. Ein komisches Duo im Behandlungszimmer. So gibt es bei jedem Besuch bei meinem medico di famiglia, neben dem unvermeidlichen Gejammer über meine kleinen Beschwerden, auch immer etwas zu lachen.

Der Spaß beginnt für mich als Nicht-Italiener jedoch schon früher, noch bevor ich das Heiligtum von Doktor Dezza betrete: im Wartezimmer. Vor allem in der Wintersaison ist dieser trostlose Raum meist voll mit fest eingepackten älteren Menschen, die düster und schweigsam vor sich hinstarren, als ob das Jüngste Gericht bevorsteht. Und das tut es auch, denn Dezzas Diagnosen sind unerbittlich.

Die Stimmung im Vorraum ändert sich jedoch wie durch Zauberei, wenn jemand einen Bekannten hereinkommen sieht. Die fröhlichen ciao ciao ciao's und come stai?'s sind dann unzählbar und enden erst nach ein paar Minuten. Danach beginnt das Getuschel und ich muss meine Ohren spitzen, um den Höhepunkt nicht zu verpassen. Es dauert nie lange, bis die Bekannten anfangen, ihre kleinen Beschwerden und Unannehmlichkeiten auszutauschen, und diese Litaneien folgen einem festen, von Generationen jammernden Italiener tief eingegrabenen Muster.

Sobald ich aus dem gedämpften Getuschel den Begriff colpo d'aria herauszuhören glaube, mache ich mich bereit. Da kommt er, da kommt er, denke ich dann. Ja, ja... Jaaaa! "Mi fa male il cervicale", gesteht einer der Gesprächs-partner zu meiner großen Freude, in einem Ton, als handele es sich um eine seltene unheilbare Krankheit. Epidemisch ist der cervicale auf jeden Fall, denn alle Italiener leiden darunter. Ich nicht, denn ich bin kein Italiener und Ausländer wissen nicht, was ein cervicale ist. Und an einem Körperteil, von dem man nicht weiß, dass man es hat, kann man auch keine Schmerzen haben, wie Dezza mir einmal haarscharf erklärte.

Ganz aufgeheitert durch das übliche Wartezimmer-Szenario betrete ich schließlich Dezzas Zimmer. Wie immer sitzt der medico auf seinen Bildschirm starrend. Mein "buonasera" (ich besuche meist die Nachmittags-sprechstunde und in Italien beginnt der Abend schon nach der Mittagspause) begrüßt er mit einem gnädigen Lächeln. "Stephanoes", sagt er dann und tippt meinen Namen schon mal ein, um mein umfangreiches Beschwerde-Dossier hervorzuholen. Über meinen zweiten, für ihn so geheimnisvollen Namen Aloysius spricht er in letzter Zeit nicht mehr, nachdem ich ihm erklärt habe, dass es einfach Luigi bedeutet. "Mi dica", fährt er fort. Zwei scharfsinnige funkelnde Augen blicken mich von hinter seinem eleganten Gestell stechend an.

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Ich erkläre, dass ich seit Wochen an einem schmerzhaften Knie leide, aber bevor ich darüber ausführlicher sprechen kann, liege ich schon mit heruntergelassener Hose auf der Behandlungsliege. Dezza knetet abwechselnd meine beiden Knie. Das rechte ist in der Tat etwas dicker. Dezza will wissen, ob ich es gestoßen habe oder etwas anderes Dummes getan habe. Der Moment der Wahrheit. Ich weiß schon, was er sagen wird, wenn ich ihm gestehe, wie der Schmerz entstanden ist. Er wird mir auf ironische Weise eine Lektion erteilen. Ich zögere einen Moment, erzähle dann aber doch die Wahrheit. "Pilates. Ich habe es bei einer Übung etwas überstreckt, glaube ich." Dezza richtet seine Augen gen Himmel, lässt seine Arme an seinem Körper herunterfallen und kehrt zu seinem Schreibtisch zurück. Seine Schultern lässt er absichtlich hängen. Noch während ich mit meinen Hosenbeinen kämpfe, beginnt er: "Ich verstehe wirklich nicht, warum jeder so dumme Dinge tut. Über fünfzig ist Schwimmen der einzige sichere Sport. Der Rest führt nur zu Ärger. Fitness, Joggen, Gymnastik, Pilates: alles lebensgefährlich." Nach diesem Wutanfall zieht er seinen Mund zu einem breiten Lachen, denn er weiß, dass seine Zurechtweisungen, wie das ganze Leben, sinnlos sind.

"Pilates hat mir aber bei meinen Rückenschmerzen geholfen", warf ich ein. Das sollte ein überzeugendes Argument sein, denn von meinen Rückenschmerzen kann Dezza nach einem Jahrzehnt wohl träumen. Aber nein. "Und anstatt eines schmerzenden Rückens haben Sie jetzt ein dickes Knie." Er grinst und zeigt die Größe eines Knies, das so groß ist, dass selbst ein Elefant damit zum Arzt gegangen wäre. Ich breche in ein Gelächter aus. "Trotzdem hätten Sie ohne diese Dummköpfe, die all diese Sportverletzungen haben, keine Arbeit", sage ich. Jetzt lacht Dezza wieder.

"Nein, nein, nein. Ich habe genug Arbeit. Auch ohne all diesen fesserie, Dummheiten." Genug Spaß für heute. Ich bekomme ein Rezept für Schmerzmittel und betrete das Wartezimmer wieder. Dort gibt es immer noch wenig zu lachen, obwohl sie Dezza und mich gehört haben müssen. In der Apotheke stehe ich in der Schlange. Irgendwann geht die Tür auf und ein weiterer Kunde kommt herein. Ich erkenne ihn aus dem Wartezimmer, den Halswirbelsäulen-Leidenden. Aber was fühle ich? Zugluft? Ein Luftstoß! Oh nein, oder? Jetzt kann die Halswirbelsäulen-Beschwerde auch nicht mehr weit weg sein. Hat der Apotheker vielleicht ein Mittelchen dagegen? Etwas Homöopathisches? Ein Getränk ohne Wirkstoffe gegen eine nicht existierende Krankheit: Das muss wirksam sein.

Dies war ein Kapitel aus "Das echte Italien - Geschichten aus dem Alltagsleben", erhältlich bei Amazon.de




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